Jon Kabat-Zinn hat einmal gesagt, dass Geduld eine Form von Weisheit ist, eine Art inneren Wissens, in welcher zum Ausdruck kommt, dass wir verstehen und akzeptieren, wenn Dinge ihre eigene Zeit brauchen, um sich zu entfalten.
Als es mir in letzter Zeit nicht gut ging, hatte ich eine innere Unruhe. Geduld war da keine Stärke von mir und ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr achtsam mit mir umgegangen bin. Ich war rastlos, meine Gedanken rasten und ich konnte die Gegenwart nicht genießen, da ich mich in gegenwartsferne Betrachtungen verloren habe. Daher habe ich mich wieder in Geduld geübt. Die Geduld erinnert mich daran, dass ich nicht jeden Augenblick meines Lebens mit rastlosem Tun und Denken anfüllen muss. Es ist auch mal gut, Muße zu tun und einfach mal nichts zu machen.
Schauen wir uns einmal die Natur an.
Ich habe vor kurzem bei Facebook gepostet, dass die Natur ihre eigene Zeit bzw. ihren eigenen Rhythmus hat. Die Natur lehrt uns in eindrucksvoller Art und Weise, dass sie sich nicht hetzen lässt. Nehmen wir eine Raupe, die sich verpuppt und irgendwann zu einem Schmetterling wird. Wir können uns anstellen wie wir wollen, die Raupe wird dadurch nicht schneller zum Schmetterling. Ein Blume wächst, sie blüht und verwelkt. Alles zu seiner bzw. ihrer Zeit.
Wenn ich mich in Geduld übe, werde ich für den Augenblick empfänglich und kann ihn in seiner ganzen Fülle annehmen. Ich kann seine ganze Schönheit erkennen. Die Geduld erdet mich und so wie die Raupe zum Schmetterling wird, so hat alles im Leben seinen eigenen richtigen Moment.
Warum mit Ungeduld einen Moment des Lebens hinter sich zu lassen, um zu einem anderen zu gelangen, der besser erscheint? Jeder Moment ist Leben. Es ist mein Leben und jeder Moment hat Bedeutung für mein Leben. Jeder Moment hat seine Schönheit und wenn ich mich in Geduld übe, lerne ich, diesen Moment zu erkennen, weil ich es nicht für nötig erachte, schnell zu einem anderen Moment zu gelangen. Ich erkenne die Schönheit, die der jetzige Moment bereithält.
Natürlich ist nicht jeder Moment schön. Aber auch hier gilt es, geduldig zu sein. Das Leben und vor allem die Depression hat mir gezeigt, dass alles seinen Sinn hat. Ja selbst die Depression hat in meinem Leben eine Sinn und sie hat mir in vielen Dingen auch die Augen geöffnet. Sie hat mir gezeigt, was ich will und was ich nicht will und dass das Leben doch letztendlich lebenswert und schön ist.
Zum Leben gehören die nicht schönen Momente und da nichts beständig ist und sich stetig wandelt, kommen nach unschönen Momenten auch wieder die schönen. Das ist das Schöne am Leben: Der Wandel und das immer Neue. Das Leben ist ein Abenteuer und das gilt es zu leben.
Euer Thorsten