Ein Jahr “Laufen macht Freu(n)de”

Wir haben Geburtstag 🙂 Das Laufprojekt “Laufen macht Freu(n)de” ist am 15.09.2016 ein Jahr alt geworden. Genau ein Jahr vorher habe ich mich zum ersten Mal mit depressiv Erkrankten zum Laufen getroffen.

Entstanden ist die Idee, einen Lauftreff für depressiv Erkrankte ins Leben zu rufen, aus der eigenen Betroffenheit. Ich selbst war depressiv erkrankt und Laufen war während meiner Therapie immer ein wichtiger Anker in meinem Leben. Das Laufen hat mich zwar nicht vor der Depression bewahrt, aber es hat meine Therapie sehr unterstützt, ebenso wie Meditation.

Immer mehr Studien belegen, dass Laufen bzw. der Ausdauersport an sich eine unterstützende Wirkung bei der Psychotherapie haben. Manche Studien sagen sogar, dass Laufen bei einer leichten bis mittleren Depression die gleiche Wirkung entfalten kann wie eine medikamentöse Behandlung. Nichtsdestotrotz möchte ich an dieser Stelle betonen, dass Laufen keine Psychotherapie ersetzen kann. Wie gesagt, sie unterstützt.

Als die Idee bei mir entstanden ist, hatte ich diese Studien natürlich nicht im Kopf. Es ging mir darum, anderen depressiv Erkrankten irgendwie zu helfen. Im Rahmen des Klinikaufenthaltes gibt es meist genügend Sportangebote. Sobald man jedoch die Klinik verlässt, ist man auf sich alleine gestellt. Angebote außerhalb des Klinikbetriebes gibt es einfach nicht, zumindest nicht hier in Düsseldorf.

Da dachte ich mir, dass ich etwas dagegen tun müsste. Das war 2014. Zu diesem Zeitpunkt engagierte ich mich bereits für den Verein “Bündnis gegen Depression” in Düsseldorf. Hier kämpfte ich für die Entstigmatisierung  von psychisch Erkrankten. Mittlerweile gehöre ich dem Vorstand an und kümmere mich um die Finanzen.

Ich überlegte, was ich noch tun könnte und da viel mir ein, wie sehr mir das Laufen während meiner Therapie geholfen hat. So habe ich meine Idee dem Verein vorgetragen und alle waren begeistert, auch wenn die Umsetzung dann doch noch ein Jahr gedauert hat. Aber so ist das nun mal. Die Arbeit mit bestimmten Gremien kann sehr langwierig sein.

Wir holten das Gesundheitsamt, das LVR-Klinikum, die AOK und den Förderpool der Krankenkassen mit ins Boot. Alle waren von der Idee so überzeugt, dass wir 2015 dann endlich starten konnten.

Wir planten eine Auftaktveranstaltung im Haus der Universität mitten in der Stadt von Düsseldorf. Diese fand dann am 10.09.2015, dem Welt-Suizid-Präventionstag, statt. Als Moderator konnten wir den bekannten Sportjournalisten Manni Breuckmann gewinnen.

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Frau Dr. hum. biol. Dipl.-Psych. Sanna Stroth hielt dort zunächst einen Fachvortrag zu dem Thema “Die Bedeutung körperlicher Aktivität für die seelische Gesundheit”. Danach habe ich in einem Vortrag das Projekt vorgestellt. Und schließlich hielt Frau Marita Schormann vom Selbsthilfeservicebüro einen Vortrag über “Selbsthilfe – ein Weg mit vielfältigen Aspekten”.

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Am Dienstag darauf, am 15.09.2015, trafen wir uns dann das erste Mal zum Laufen. Gleich zu beginn waren 25 Teilnehmer da. Das relativierte sich dann ein wenig.

Aber dennoch: Derzeit laufen insgesamt 17 Teilnehmer mit. Wir sind nicht immer vollständig. Das kommt natürlich immer auf die jeweilige Befindlichkeit der Teilnehmer an. Aber ein harter Kern von 10-12 Teilnehmern ist so gut wie immer da. Und das bei jedem Wetter.

Leistung spielt bei dem Lauftreff keine Rolle. Es geht lediglich um die gemeinsame Bewegung. Um das spüren der Natur und um das sich Neu-Spüren-Lernen. Gleichzeitig soll sozialer Isolation vorgebeugt werden. Und das klappt richtig gut. Die Teilnehmer verabreden sich auch außerhalb des Lauftreffs zum Laufen oder zum Grillen oder für Kneipenabende. Wir haben sogar bei einer Laufveranstaltung mitgemacht. Und das Beste: Die Idee kam von den Teilnehmern. Aber am wichtigsten ist: Es sind Freundschaften entstanden 🙂

Gleichzeitig biete ich einmal im Monat eine Gesprächsrunde an, in welcher sich die Teilnehmer über ihre Erfahrungen austauschen können. Klassische Selbsthilfe also.

Das Thema ist in Düsseldorf so gut angekommen, dass unser Lauftreff mittlerweile von Klinken und Ärzten empfohlen wird.

Ich freue mich sehr darüber und ich freue mich noch mehr auf viele weitere Jahre mit “Laufen macht Freu(n)de”.

Euer

Thorsten