TorTour de Ruhr 2016 230km – Ein geiles Gefühl

13221538_973074069457537_8154177387345788613_nEine Woche ist es nun her, dass ich 230km am Stück gelaufen bin. 230km Freud und Leid. Und mit den ganzen Verläufern sind es eigentlich sogar noch mehr geworden. Aber dazu später mehr.

Es war ein aufregendes und unvergessliches Abenteuer mit einem tollen Supportteam.

Ich habe mir jetzt eine Woche Ruhe gegönnt. Regeneration für Körper und Geist. Ich kann vieles irgendwie gar nicht in Worte fassen. Doch nichtsdestotrotz möchte ich Euch davon berichten.

Am Freitag, dem 13.05.2016 ging das Abenteuer bereits los. Nadine und ich sind am späten Nachmittag aufgebrochen und haben uns auf den Weg nach Winterberg gemacht. Stau, Stau, Stau…Pfingstchaos. Andreas Bußmann (Autosupport) hat das Pfingstproblem etwas eleganter gelöst. Andreas war bereits am Vormittag angereist, da er das Verkehrschaos an Pfingsten umgehen wollte. Früh in Winterberg angekommen hat er die Zeit auch prompt genutzt und ist die ersten 55km abgefahren, um einmal zu schauen, wo er mit dem Auto zum Support ranfahren kann.

Andre Zalbertus (Fahrradbegleitung) ist ebenfalls am Freitag angereist.

Nachdem ich meine Startunterlagen am Abend abgeholt habe, haben wir im Hotel noch etwas gegessen und sind dann ins Bett gegangen.

Samstag, der 14.05.2016, 5:00 Uhr…Der Wecker klingelt. Gut in den Schlaf bin ich nicht gekommen. Die Gedanken waren stets bei der TorTour. Immer wieder bin ich in der Nacht aufgewacht. Erholsamer Schlaf sieht anders aus. Aber egal.

Ich bin aufgeregt und frühstücke erst einmal Bananen und trinke Wasser. Nachdem ich mich dann kurz geduscht habe, habe ich meine Laufklamotten angezogen. Andreas und Andre sind in der Zwischenzeit auch aufgestanden und haben sich entsprechend fertig gemacht. Um 6:35 Uhr haben wir uns dann auf den Weg zur Ruhrquelle gemacht. Andreas und ich mit dem Auto. Andre und das Fahrrad mit einem Großraumtaxi.

An der Ruhrquelle war schon ein reges Treiben. Viele bekannte Gesichter. Man kam schnell ins Gespräch, so dass die Aufregung in den Hintergrund rückte.

Der Start rückte immer Näher und meine Aufregung nahm wieder zu. Also, auf zur Ruhrquelle.

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8:00 Uhr…es geht los…

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Die ersten Kilometer verliefen ganz locker. Ich war gut drauf. Andre, meine Fahrradbegleitung, war ebenfalls gut drauf. Alles läuft super.

So ging es dann auf die ersten Kilometer, wo ich auf Birger Jüchter gestoßen bin.

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Es ging weiter…

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Nach 30km haben Andre und ich den ersten VP erreicht. Ricarda Bethke (Rennleitung) hat uns freundlich in Empfang genommen und mir einen Tee gebracht…

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Es ging weiter zum 2. VP bei km55…

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Auf dem Weg dorthin passierte es dann. Andre hatte einen Platten. Scheiße, daran hatten wir nie gedacht. Wir hatten kein Flickzeug dabei. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Ich erinnerte mich, dass ein paar hundert Meter zuvor andere Supportfahrzeuge hielten  sowie das Fototeam von Catfun-Foto. Die hatten zum Glück richtiges Profiequipment dabei und haben uns entsprechend geholfen. Wahnsinn, wir hatten so ein verdammtes Glück.

Leider habe ich vom Catfun-Fototeam kein Foto. Aber an dieser Stelle möchte ich mich noch einmal riesig für die tolle Unterstützung von Catfun-Foto bedanken. Danke, Danke, Danke. Ohne Euch wäre meine Radbegleitung ausgefallen.

Und so war die Laune wieder super und wir konnten weiterziehen…

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Es ging weiter Richtung Arnsberg zum nächsten VP.

In Arnsberg angekommen hatten wir 82km auf der Uhr und wieder hat uns Ricarda in Empfang genommen…

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In Arnsberg habe ich dann meine erste größere Pause gemacht. Essen war angesagt und auf dem Plan standen Kartoffelpü und Cola 🙂

Nachdem ich mich umgezogen habe, ging es weiter…

…km100…die Laune ist großartig und die Beine fühlen sich Top an…

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Pause machten wir dann wieder bei VP km102…

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Nun wurde es Dunkel und es ging in die Nacht hinein.

Vor der Nacht hatte ich immer Respekt. Ich bin halt kein Nachtläufer. Nein, ich mag die Nacht nicht besonders und ich hatte vor der TorTour ein wenig Angst vor ihr. Bei meinen vergangenen Läufen tat ich mich in der Nacht immer sehr schwer. Aber diesmal war ich vorbereitet. Ich bin im Training viel in der Dunkelheit unterwegs gewesen. Darüber hinaus habe ich auf meine meditativen Fähigkeiten zurückgegriffen, so dass ich diesmal die Nacht recht gut im Griff hatte. Ich war sehr erstaunt über mich selbst.

Also ging es zunächst weiter. Erst zu VP km115 und schließlich zum nächsten großen VP bei km130.

Kurz vor VP130 traten allerdings die ersten Schwierigkeiten auf. Wir stießen auf immer mehr Läufer, die den VP nicht finden konnten. Und auch unser Navi zeigte immer an, dass wir schon längst am VP vorbeigelaufen waren. Immer wieder sind wir hin und her gelaufen und haben diesen verdammten VP gesucht. Bei dieser Aktion traf ich auch auf Bettina Mecking und Thomas Eller. Betty hat dann kurzer Hand Jens Vieler (Racedirector) angerufen und er hat uns jemanden geschickt, der uns entgegenlief. So kamen wir dann auch endlich nach gut einer halben bis dreiviertel Stunde bei VP130 an.

Bei VP130 wurde Andreas als Autosupport von Carolin Straßburg und Nina Heylen abgelöst…

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Dort habe ich dann auch wieder eine etwas größere Pause eingelegt, gegessen und mich umgezogen…

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Es ging weiter…

…und es wurde auch wieder langsam hell. In den Morgenstunden erreichten wir VP km155 am Kemnader See…

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Dort hatte ich dann meinen ersten richtigen Tiefpunkt. Es war kalt und es fing an zu regnen. Kurz zuvor hatte ich mich verlaufen und kurz danach auch noch einmal.

Kurz vorm Kemnader See führte der Ruhrtalradweg zu einer Fähre. Für uns Läufer gab es allerdings eine Fährumleitung, die ich übersehen hatte. Das bedeutete, umdrehen und den ganzen Weg zurück zur Umleitung laufen.

Kurz nach dem Kemnader See dann der nächste Verläufer. Nach Schildern bin ich rechts abgebogen und über eine Brücke gelaufen. An dieser Stelle mussten wir allerdings laut Navi geradeaus laufen. Bäm, wieder falsch. Nachdem wir die Brücke also überquert hatten, schaute ich auf mein Navi und bemerkte, dass wir uns nicht mehr auf dem Track befanden. Also hieß es wieder zurücklaufen.

Diese beiden Verläufer nagten schon an meine Nerven. Der Gedanke daran, dass wir so wieder gut eine Stunde verloren haben machte mich schon mürbe. Die Motivation ließ zunächst nach. Dann besann ich mich wieder auf meinen Atem. Ich habe in den vergangenen Monaten so viel über Meditation und Achtsamkeit geschrieben. Das war mein mentales Training und es sollte mir auch hier helfen und mich durch die schwere Zeit bringen. Ich konzentrierte mich und stoppte so meine negativen Gedanken. Es ging weiter und die Motivation kam auch zurück.

Der Regen ließ nach und meine Laune wurde auch wieder besser. Carolin und Nina wechselten sich nun ab, mich läuferisch zu begleiten…

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Klar, ich hatte Schmerzen, aber ich kam gut damit klar. Wie in meinem letzten Blogartikel beschrieben, habe ich mich auf das Prinzip der Achtsamkeit berufen. Es half mir, den Schmerz besser wahrzunehmen. Ich konnte ihn beobachten und einfach annehmen.  Ich konnte mich mit dem Schmerz anfreunden und merkte, dass der Schmerz keine Macht über mich hat. Das war ein gutes Gefühl. Unbeschreiblich. Ich hatte auf einmal die Zuversicht, das alles zu schaffen.

So ging es nun in Richtung VP “Wat läuft?!” bei km174. Ich konnte dort noch einmal richtig Gas geben und der nächste Supporter, Willi Krogmeier, vom Running Team Grafenberg, tauchte auf und stieg mit ein…

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Und es ging weiter…

…Richtung Baldeneysee…

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Kurz vorm Baldeneysee, bei ca. km 181, nochmal ne kleine Pause am Wagen von Willi Krogmeier…

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Am Baldeneysee dann die große Überraschung. Der Gesundheitsdezernent von Düsseldorf, Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke, hat uns am VP km188 besucht…

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Er hat unseren Lauf live bei Facebook verfolgt und spontan entschieden, uns zu besuchen, um uns anzufeuern.

Von hier aus war es nur noch ein Marathon. Das wäre doch gelacht, wenn ich den jetzt nicht mehr schaffen würde 🙂

Das nächste Ziel hieß aber erst einmal VP km207…

Aber ne kurze Pause bei km191 musste auch mal sein…

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Kurz vor km200 hatte ich mein nächstes Tief. Was ich bislang noch keinem erzählt habe, an diesem Punkt habe ich tatsächlich ans Aufgeben gedacht. Aber “NEIN”, dachte ich mir. Du bist jetzt 200km gelaufen. Du wirst doch wohl noch 30km schaffen.

Also, Konzentration auf den Atem, auf den Schmerz, Gedanken weg. Es ging weiter. Und Pooh gab mir dann auch noch Kraft…

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Eine Überraschung kam  dann kurz vor VP km207. Andreas Schulze tauchte auf einmal mit seiner Partnerin auf. Andreas hatte mich einige Male im Training begleitet und hätte mich auch fast supportet. Und nun stand er da und begrüßte uns…

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An VP km207 angekommen, stieß Jasmin Bußmann (Ehefrau von Andreas) zu uns, die uns dann begleitet hat…

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Es waren nur noch 23km. Das war ein so geiles Gefühl 🙂 Ok, ich hatte zu diesem Zeitpunkt Magenprobleme und ein Reiterhof musste mir da aushelfen. Aber es waren nur noch 23km…

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So machten wir uns auf den Weg, auf die letzten 23km…

…die letzte Pause wurde bei km223 gemacht…

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Noch ein paar km…

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Nach 230km war es dann endlich soweit. Ich habe die Mündung der Ruhr in den Rhein erreicht. Leider war die Rheinorange nicht zugänglich, aber Jens hatte für einen gleichwertigen Ersatz gesorgt…

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Glück pur 🙂

FAZIT:

230km am Stück laufen ist kein Kindergeburtstag. Das habe ich feststellen müssen.

Aber: Ich habe festgestellt, das sind meine Strecken. Strecken von mehr als 200km. Freud und Leid, Schmerz und pures Glück. Man erlebt in dieser Zeit einfach alles. Es ist so intensiv. Man lernt sich selbst von einer neuen Seite kennen. Mag sein, dass es etwas spirituelles ist, aber es ist etwas, was mich tief berührt hat. Dieser Lauf, diese Erfahrung hat mich tief in meiner Seele berührt. Ich möchte dies spüren und noch einmal erleben. Und so werde ich wohl wieder 200km oder mehr laufen.

Ich bedanke mich bei meinem Team, ohne die ich das nicht überstanden hätte. Danke: Andre Zalbertus, Andreas Bußmann, Jasmin Bußmann, Carolin Straßburg, Nina Heylen und Willi Krogmeier.

Ein ganz besonderer Dank gilt auch Nadine Fischer, die mir in den letzten Monaten den Rücken freigehalten hat. Danke.

Auch wenn ich vieles nicht in Worte fassen kann, was dieser Lauf für mich bedeutet hat, so hat er mein Leben verändert.

Laufen ist Leben.

Euer Thorsten

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